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Gas- und Wasserversorgung

Bern: Neue Leitungen erhöhen Wasser-Versorgungssicherheit von 250’000 Menschen

1200 m duktile Gussrohre verbinden die Grundwasserfassung mit dem überregionalen Trinkwassernetz

Duktile Gussrohre Steckmuffenrohre Trinkwasserleitung Muri
Die Grundwasserfassung Wehrliau liefert 18'600 l Trinkwasser pro Minute und damit Versorgungssicherheit für 250'000 Menschen in Bern und der Region.

Die Wasserverbund Region Bern AG hat die Grundwasserfassung «Wehrliau» an das überregionale Trinkwassernetz angeschlossen. Dafür waren zwei neue Verbindungsleitungen notwendig. Die 1200 m duktilen Gussrohre von Debrunner Acifer sind mittels Spülbohrung eingezogen worden und führen in 29 m Tiefe unter der Aare und der Grundwasserfassung der Gemeinde Köniz hindurch.

Im Jahr 2020 übernahm die Wasserverbund Region Bern AG (WVRB AG) die Grundwasserfassung «Wehrliau» von der bernischen Gemeinde Muri. Die Einrichtung und die Bausubstanz des Hauptpumpwerks waren am Ende ihrer Lebensdauer angelangt und erforderten 2023 eine Rundumerneuerung. Die WVRB AG nutzte die Bauarbeiten, um die «Wehrliau» an das überregionale Trinkwassernetz im Raum Bern anzuschliessen.

18'600 l Trinkwasser pro Minute

Um die gesamte konzessionierte Trinkwassermenge von 18'600 l pro Minute ins bestehende überregionale Netz einzuspeisen, waren die Verbindungsleitungen der Gemeinde Muri zu klein. Die WVRB AG entschied sich deshalb, die «Wehrliau» mit zwei neuen Leitungen an die zwei bestehenden Transportleitungen «Aaretal 1» und «Aaretal 2» anzuschliessen. Die Herausforderung bei diesem Vorhaben waren die örtlichen Gegebenheiten. So befindet sich die Grundwasserfassung «Wehrliau» in der Gemeinde Muri. Die Transportleitungen jedoch verlaufen rund 600 m südlich des Hauptpumpwerks auf Gemeindegebiet von Belp und Kehrsatz – dazwischen fliesst die Aare und befindet sich die Grundwasserfassung «Selhofen» der Gemeinde Köniz.

Spülbohrung in 29 m Tiefe unter der Aare hindurch

Die Rohre im offenen Graben zu verlegen, war nur um das Pumpwerk «Wehrliau» herum möglich. Zum einen verhinderte der Fluss den konventionellen Grabenbau, zum anderen der relativ hohe Grundwasserspiegel der Fassung «Selhofen»: Bauarbeiten im offenen Graben hätten die Fassung unnötigen Risiken ausgesetzt. Ferner würde die neue Leitung den Grundwasserstrom blockieren. Die Lösung bestand in zwei Spülbohrungen in etwa 29 m Tiefe unter der Aare und der Könizer Grundwasserfassung hindurch. Bei diesem Vorgehen wird der unterirdische Bohrkopf ferngesteuert und in der Zielgrube durch einen Aufweitkopf ersetzt. Jener vergrössert – sozusagen im Rückwärtsgang – den Bohrkanal. Ist der gewünschte Aussendurchmesser erreicht, wird das zu verlegende Rohr am Aufweitkopf befestigt und in das fertige Bohrloch eingezogen.

Über 100 Rohre in 9 Stunden eingezogen

Den Auftrag für das Einziehen der Rohre ging an die Josef Muff AG. Sie erhielt Unterstützung von der Schenk AG, welche die Spülbohrung ausgeführt hatte. Die Schwierigkeit beim Einziehen der 6 m langen Rohre war, dass jene kontinuierlich vom Aufweitkopf in den Bohrkanal gezogen wurden. «Um ein Rohr mit dem vorherigen zusammenzustecken, blieben uns nur zwei bis drei Minuten Zeit, bevor die Leitung langsam, aber stetig im Boden verschwand», sagt Jürgen Simon, Projektleiter bei der Josef Muff AG. Es folgten weitere zwei bis drei Minuten Pause, dann war die nächste Rohrverbindung auszuführen. «Auf diese Weise zogen wir innerhalb von 9 aufeinanderfolgenden Stunden über 100 Rohre für die erste Leitung mit 500 mm Durchmesser ein.» Der Einzug der zweiten Leitung mit 400 mm Durchmesser erfolgte einige Monate später auf die gleiche Art.

Bis zu 64 t Zugkraft wirken auf die Rohre

Für die beiden neuen Leitungen suchte die WVRB AG einerseits nach Rohren, die widerstandsfähig und dadurch langlebig sind. «Eine 29 m unter der Erdoberfläche verlaufende Leitung ist für Sanierungen nur mit teuren Bohrungen erneut erreichbar», sagt Beni Scherrer, Projektleiter bei der WVRB AG. Andererseits sollten die Rohre längskraftschlüssig sein – sie würden die enorme Zugkraft von bis zu 64 t aushalten müssen, während der Bohrer die Leitung in den Boden zieht. «Fündig wurden wir in duktilen FZM-Gussrohren mit BLS®-System von der TMH Hagenbucher AG.» Da diese Rohre zudem bis zu 3° auslenkbar sind, vermögen sie dem Bohrradius problemlos zu folgen.

4 LKW parallel im Einsatz

Lieferant der insgesamt 1200 m duktilen Gussrohre war Debrunner Acifer. Vom Standort Bern aus brachten 4 LKW die insgesamt 200 Rohre mit rund 19 t Gesamtgewicht just in time auf die Baustelle.

Dafür fuhren während des neunstündigen Rohreinzugs permanent vier LKW zwischen dem Debrunner-Acifer-Standort Bern und der Baustelle hin und her. «Just in time» war bei diesem Projekt besonders wichtig wegen der engen Platzverhältnisse auf dem Installationsplatz.

Wasserversorgungssicherheit für 250'000 Menschen

Nebst den beiden Verbindungsleitungen und dem Neubau des Hauptpumpwerks umfasste das Bauprojekt eine neue Entleerungsleitung zum Abführen von Sauberwasser in die Aare. Bei den zwei bestehenden Grundwasserbrunnen sind darüber hinaus elektro- und steuertechnische Komponenten ausgewechselt worden. Im August 2023 hat die erste der beiden Leitungen ihren Betrieb aufgenommen. Dadurch erhöht sich die Wasserversorgungssicherheit im Raum Bern. Rund 250'000 Menschen in 17 Gemeinden inklusive der Stadt Bern profitieren davon.

INTERVIEW

«Auf die Viertelstunde genau geliefert»

Jürgen Simon, Projektleiter, Josef Muff AG

Die duktilen Gussrohre für die Verbindungsleitungen haben Sie zusammen mit der Schenk AG mittels Spülbohrung eingezogen. Vor welchen Herausforderungen standen Sie?

Zum einen hatten die Arbeiten fortlaufend zu erfolgen, da die Rohre stetig in den Bohrtunnel eingezogen wurden. Das erforderte eine durchdachte Planung, sinnvolle Koordination, Teamwork und speditives Arbeiten. Wir mussten die Rohre jedoch nicht nur zügig, sondern auch sauber und korrekt stecken. Die Leitung ist für den Trinkwassertransport bestimmt, deshalb müssen die Rohre, bis sie gesteckt werden, stets verschlossen sein. Auch durften wir keine Dichtungen beschädigen: Die Leitungen liegen 29 m unter der Erdoberfläche, was Reparaturen umständlich bis unmöglich macht.

Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf des Projekts?

Wegen unvorhergesehener Bodenverhältnisse verzögerten sich die Bohrungs- und daher auch die Einzugsarbeiten. Aber als es dann so weit war, klappte alles hervorragend. Wir hatten 14 bis 15 Stunden für den Rohreinzug geplant bei der ersten Leitung. Tatsächlich benötigten wir nur 9 Stunden. Das Back-up-Team musste also nicht antreten. Es wäre nach 10 bis 12 Stunden zum Einsatz gekommen.

Weshalb mussten Sie die Leitungen in einem Stück einziehen?

Der Bohrtunnel ist mit dem Mineral Bentonit gefüllt. In Bewegung ist es flüssig und kühlt und schmiert die Schneidwerkzeuge des Bohrers. In Ruhe hingegen wird es fest, um den Bohrtunnel zu stützen. Dann können keine Rohre mehr eingezogen werden.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Wir haben zum ersten Mal 500er-Gussleitungen auf einer Länge von etwa 600 m eingezogen. Dass wir es in neun Stunden geschafft haben, macht mich stolz. Unsere Leute haben ausgezeichnet gearbeitet und auch die Zusammenarbeit mit der Schenk AG klappte hervorragend.

Wie zufrieden waren Sie mit dem Lieferservice von Debrunner Acifer?

Bei einer Spülbohrung ist das Timing extrem wichtig. Debrunner Acifer hielt die vereinbarten Termine zuverlässig ein und lieferte die Rohre auf die Viertelstunde genau. Es war wichtig, dass stets Rohre verfügbar waren. Den bescheidenen Installationsplatz mussten wir mit kontinuierlichen Lieferungen kompensieren. Von Vorteil war auch die Nähe des Standorts von Debrunner Acifer in Bern, nur 10 bis 15 min von der Baustelle entfernt. Benötigten wir kurzfristig Material, waren wir rasch wieder zurück auf der Baustelle. Einige Male brachte uns Debrunner Acifer das zusätzliche Material sogar umgehend auf die Baustelle. Das nenne ich unkompliziert und lösungsorientiert.