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Gas- und Wasserversorgung

1’700 m duktile Gussrohre für «Stegenquellen» in Mels

Quellwasserableitung mit teils 100% Gefälle wird nach knapp 60 Dienstjahren ersetzt

Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
Nach fast 60 Jahren musste die Quellwasserableitung «Stegenquellen» erneuert werden. Ein Korrosionsschaden gefährdete die künftige Wasserversorgung von Mels SG. Alle Bilder: EVS AG

Vier Quellen – genannt «Stegenquellen» – versorgen die St. Galler Gemeinden Mels und Sargans mit Trinkwasser und Strom. Einen Tag vor Heiligabend geschah es: Korrosionsschaden an der knapp 60-jährigen Quellwasserableitung. Innerhalb von nur sechs Monaten musste die Leitung ersetzt werden, u.a. mit 1'700 m duktilen Gussrohren von Debrunner Acifer. An manchen Stellen wies das Gelände ein Gefälle von 100% und mehr auf.

Von der Alp Tamons schlängelt sich die Quellwasserableitung «Stegenquellen» des Elektrizitäts- und Wasserwerks Mels (EWM) über den Mühleboden nach Weisstannental. Dort fliesst das Quellwasser in ein Trinkwasserkraftwerk, wird zur Stromerzeugung genutzt und anschliessend für die Trinkwasserversorgung der St. Galler Gemeinden Mels und Sargans aufbereitet. Das EWM besitzt aktuell 18 Trinkwasserkraftwerke, die pro Jahr rund 5.4 Mio. Kilowattstunden Strom erzeugen. Für Mels und Sargans ist die 1964 installierte Quellwasserableitung «Stegenquellen» jedoch vor allem bezüglich Trinkwasserversorgung relevant. Am 23. Dezember 2020 wurde an der knapp 60-jährigen Leitung ein Korrosionsschaden festgestellt. Eine Einsprache und naturschutzrechtliche Abklärungen verzögerten das Projekt. Zunächst musste eine Reparatur der Leitung ausreichen, um die Wasserversorgung sicherzustellen. Doch ein Austausch war dringend notwendig.

Kaputte Leitung im Winter ist ein Problem

Dass die Leitung einen Tag vor Heiligabend kaputtging, war für die Trinkwasserbezüger denkbar ungünstig. Denn die Gemeinde Mels ist besonders im Winterhalbjahr auf die Wasserversorgung aus den vier Stegenquellen angewiesen. «Da wir im Winterhalbjahr die kleinste Quellschüttung haben, können wir auf dieses Quellgebiet bzw. diese Quellableitung nicht verzichten», erklärt Kurt Ackermann, Brunnenmeister beim Elektrizitäts- und Wasserwerk Mels. Laut ihm strömen im Winterhalbjahr durchschnittlich mehr als 50% des frei zufliessenden Wassers durch diese Quell-Hauptleitung.

Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
Gefälle von bis zu 100% und mehr forderte die vier Schreitbagger heraus. Sie mussten mit Seilwinden gesichert werden.

Nur sechs Monate Zeit für Erneuerung der Leitung

Um die Wasserversorgung im kritischen Winterhalbjahr nicht vollständig unterbrechen zu müssen, wurde die alte Druckleitung aus Stahl und Eternit im Sommerhalbjahr ersetzt. Das Zeitfenster für die Erneuerung war von April bis September 2023 begrenzt. «In diesen Monaten ist der Verzicht auf die Stegenquellen-Druckleitung kein Problem, da die restlichen 34 Quellen die Wasserversorgung von Mels gewährleisten», sagt Kurt Ackermann. Zudem kamen Leitungsarbeiten im Winterhalbjahr aufgrund des steilen Geländes und der Lawinengefahr durch grosse Schneemengen nicht infrage.

Steilhänge mit 100% Gefälle

Das anspruchsvolle Gelände gestaltete die Erneuerung der Druckleitung abenteuerlich. Insgesamt überwindet das Quellwasser eine Strecke von 1.75 km und rund 755 Höhenmeter, bevor es in Weisstannental in das Trinkwasserkraftwerk gelangt. Für den Leitungsbau bzw. die Schreitbagger bedeutete dies, dass sie mehrere Steilhänge zu bewältigen hatten – teils mit 100% und mehr Gefälle. Die eigentlich für extremes Gelände ausgelegten Bagger mussten an diesen Stellen mit Seilwinden gesichert werden. Zu den Steilhängen gesellte sich hartes und felsiges Bodenmaterial, das die Aushubarbeiten und das Freilegen der Rohre auf rund der Hälfte der Strecke zusätzlich erschwerte.

Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
Ein Helikopter vollzog den gesamten Materialtransport – Zufahrtsmöglichkeiten für Fahrzeuge gab es keine. 2’914 Flugminuten waren nötig.

Drei parallele Bauetappen für mehr Effizienz

Im Hinblick auf das knappe Zeitfenster und für mehr Effizienz erfolgte der Leitungsbau in drei Streckenabschnitten gleichzeitig: Die Etappen erstreckten sich von der Sammelbrunnenstube Tamons bis Pipper, von Pipper bis zum Turbinenhaus Mühleboden und vom Turbinenhaus Mühleboden bis zur Weisstannenstrasse. Vier Schreitbagger bearbeiteten die jeweiligen Etappen parallel. Sie legten in einem ersten Schritt die alten Rohre frei und entfernten sie. Danach hoben sie den 1.25 bis 1.5 m tiefen Graben für die neue Leitung aus. Der Aushub wurde für die spätere Aufschüttung wieder benötigt und musste deshalb am Hang zwischengelagert und gesichert werden. Aus massivem Stahl errichtete Palisaden sorgten dafür, dass der Aushub im steilen Gelände nicht abrutschte oder von Regen weggeschwemmt wurde.

1'700 m duktile Gussrohre von Debrunner Acifer Die EVS AG verantwortete die Verlegearbeiten der neuen Leitung. Sie besteht aus 1'700 m duktilen Gussrohren ZMU Austria von TRM Swiss mit DN250, geliefert von Debrunner Acifer. Martin Zimmermann, Geschäftsleiter der EVS: «Die 5 m langen Rohre sind korrosionsbeständig, besonders robust und eignen sich gut für steinige Bodenverhältnisse. Steckbar, hydraulisch gesichert und duktil lassen sie sich optimal an die Geländeführung anpassen – sie trotzen den Herausforderungen der Felsen und der Steilhänge.» Ferner wurden auf der gesamten Länge der Druckleitung zwei PE-Kabelschutzrohrleitungen für Strom und Steuerung der Trinkwasserturbinen verlegt und vier Betonschächte für den Kabeleinzug errichtet.

Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
Debrunner Acifer lieferte 1'700 m duktile Gussrohre. Dank robuster Beschaffenheit sind die Rohre felsigen Verhältnissen gewachsen.

Helikoptereinsatz, da keine Zufahrtsmöglichkeiten

Weil es im steilen Gelände keine direkten Zufahrtsmöglichkeiten für Transportfahrzeuge gab – allein der Fussmarsch von den Parkplätzen bis zur Baustelle betrug zwischen 15 und 30 min –, musste das Material über den Luftweg an den Hang geliefert werden. Ein Helikopter brachte einerseits die neuen Rohre und transportierte andererseits die alten Rohre ab. Rund 200 Flugeinsätze, umgerechnet etwa 2’914 Helikopter-Flugminuten, wurden dazu benötigt. Um den Helikopter möglichst effizient innerhalb der begrenzten Baufrist zu nutzen, lieferte er die Rohre vorrätig an den Hang. So liess sich bei schlechtem Wetter, wenn der Helikopter nicht fliegen konnte, ein Arbeitsunterbruch vermeiden.

«EVS-Böcke» sichern die Rohre am Hang

«Um mit den Verlegearbeiten zügig voranschreiten zu können und wegen der wetterabhängigen Helikopterflüge, mussten wir die Rohre am Hang zwischenlagern», sagt Martin Zimmermann und ergänzt: «Das stellte uns vor eine weitere Herausforderung.» Ohne Sicherung würden die Rohre im steilen Gelände abrutschen. Die Lösung boten die «EVS-Böcke»: eine eigens für dieses Projekt entwickelte Vorrichtung, welche die deponierten Rohre in Zweierbündeln an Ort und Stelle hielt.

Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
Um die Arbeitseffizienz zu erhöhen, wurden die Rohre am Hang gelagert. Die eigens dafür kreierten «EVS-Böcke» sicherten sie vor dem Abrutschen.

Auf einem etwa 100 m langen Abschnitt war eine Zwischenlagerung aufgrund beengter Platzverhältnisse gar nicht möglich. Dort musste der Helikopter die neuen Rohre direkt in den Graben einbringen, wo sie an Ketten gesichert wurden.

6% mehr Strom dank der neuen Gussrohre

«Die neue Stegenquellen-Druckleitung gewährleistet die Quellwasserzufuhr der Gemeinden Mels und Sargans für die nächsten 100 Jahre», ist EWM-Brunnenmeister Kurt Ackermann überzeugt. «Ausserdem kann das Trinkwasserkraftwerk dank der neuen Gussrohre etwa 6% mehr Energie bei gleichbleibender Wassermenge produzieren – denn Druckverluste durch Reibung haben sich verglichen mit der alten Leitung massiv verringert.» In der neuen Stegenquellen-Druckleitung fliessen rund 4'100 l Wasser pro Minute, das ergibt eine jährliche Stromproduktion von 1.8 Mio. Kilowattstunden, 100'000 Kilowattstunden pro Jahr mehr als die alte Leitung schaffte. Seit September 2023 ist die neue Leitung in Betrieb.

Lieferauszug Debrunner Acifer

  • 1'700 m duktile Gussrohre ZMU Austria von TRM Swiss, DN250, Länge 5 m, steckbar und hydraulisch gesichert

INTERVIEW Martin Zimmermann
Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
«Materialqualität und -verfügbarkeit sind uns wichtig.» Martin Zimmermann, Geschäftsleiter EVS AG

«Fachkompetente Beratung und hohe Einsatzbereitschaft»

Martin Zimmermann, Geschäftsleiter, EVS AG

Wieso ist die EVS AG – die frühere Erdgasversorgung Sarganserland AG – zuständig für Trinkwasserleitungen?

Die EVS verfügt über sehr gut ausgebildete und erfahrene Rohrnetzmonteure – der Leitungsbau liegt uns quasi in den Genen. 2016 haben wir uns entschieden, diese Fachkompetenz von der Gas- auf die Wasserversorgung auszudehnen. Seither haben wir bereits einige Kilometer PE-HD-Leitungen sowie Gussrohrsysteme für verschiedene Wasserversorgungsnetzwerke im Raum Sarganserland erstellt.


Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
Die Arbeiten inmitten der Natur und an Steilhängen waren mit einigen Herausforderungen verbunden.

Sie haben erwähnt, dass die EVS schon seit 2016 Leitungen zur Wasserversorgung verlegt. Seit dem gleichen Jahr bezieht sie für diesen Bereich Werkleitungsprodukte von Debrunner Acifer. Zufall?

Nein. Als wir unser Geschäft um den Leitungsbau für die Wasserversorgung erweiterten, waren uns von Anfang an die Materialqualität sowie die -verfügbarkeit am wichtigsten. Debrunner Acifers Produkte überzeugten uns bei beiden Kriterien auf Anhieb. Zudem schätzten bzw. schätzen wir die fachkompetente Beratung durch die Mitarbeitenden und deren stets hohe Einsatzbereitschaft.

Die EVS entschied die damalige öffentliche Ausschreibung für den Neubau der Stegenquellen-Druckleitung für sich. Welche Bedeutung hatte der Auftrag für die EVS?

An einer solch essenziellen Infrastruktur im Bereich Wasserversorgung und Energieerzeugung mitwirken zu dürfen, bedeutete uns viel. Mit dem Zuschlag zum Bau der neuen Stegenquellen-Druckleitung hatten wir ausserdem die Möglichkeit zu beweisen, dass wir den Leitungsbau auch in steilem Gelände beherrschen.

Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
Der Helikopter flog nur bei schönem Wetter. Das erhöhte den Zeitdruck innerhalb der nur sechsmonatigen Bauzeit.

Was bleibt Ihnen von diesem Projekt besonders in Erinnerung?

Einerseits gefielen uns die Arbeiten in der entlegenen Natur bzw. in den höheren Regionen. Andererseits werden wir die damit verbundenen Herausforderungen nicht so schnell vergessen.

Welche Herausforderungen meinen Sie?

Das steile Gelände war nicht leicht zu bewältigen, selbst mit einem Helikopter für den gesamten Materialtransport nicht. Das Projekt erforderte hohes Koordinationsgeschick zwischen den Verantwortlichen der drei parallelen Bauetappen. Denn wir wollten den Helikopter möglichst effizient nutzen – das heisst an einem halben Tag für mehrere Stunden statt nur für ein bis zwei Flüge. Er flog jedoch nur bei schönem Wetter, was den Zeitdruck in Anbetracht der nur sechsmonatigen Bauzeit erhöhte.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf des Projekts?

Die Arbeiten verliefen trotz der Herausforderungen einwandfrei: Die Planung und die Umsetzung des gesamten Leitungsbaus klappten perfekt, genau so, wie wir uns das vorgenommen hatten. Besonders stolz sind wir auf die reibungslose Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft und allen beteiligten Unternehmen – ein grosses Lob an alle. Und nicht zuletzt hielten unsere «EVS-Böcke» das Material in diesem schwierigen Gelände wie gewünscht an Ort und Stelle.

INTERVIEW Kurt Ackermann
Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
«Debrunner Acifer liefert zuverlässig und termingerecht.» Kurt Ackermann, Brunnenmeister, Elektrizitäts- und Wasserwerk Mels

«Wir schätzen das unkomplizierte Bestellverfahren»

Kurt Ackermann, Brunnenmeister, Elektrizitäts- und Wasserwerk Mels

Worauf sind Sie bei diesem Projekt besonders stolz?

Wir hatten mit allen beteiligten Unternehmen sehr kompetente Partner zur Seite. Deswegen möchte ich insbesondere die gute Zusammenarbeit hervorheben.

Warum haben Sie die duktilen Gussrohre bei Debrunner Acifer bezogen?

Das Unternehmen bot uns das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für die Gesamtlieferung an. Abgesehen davon kennen und schätzen wir Debrunner Acifer schon sehr lange. Der Entscheid für eine Kollaboration lag entsprechend nahe.

Stegenquellen Mels Duktile Gussrohre
Weniger Druckverlust: Die neuen Rohre sorgen für 6% mehr Strom bei gleichbleibender Wassermenge.

Inwiefern?

Meine persönliche Zusammenarbeit mit Debrunner Acifer besteht seit 39 Jahren. Deswegen weiss ich, dass das Unternehmen stets zuverlässig und termingerecht liefert. Genau das war in diesem Projekt essenziell. Auch kurzfristige Bestellungen wurden rasch in Lieferungen umgesetzt.

Bedeutet das, Sie sind mit dem Service und der Lieferausführung Ihres Partners zufrieden?

Definitiv. Wir würden die langjährige Zusammenarbeit nicht so dauerhaft pflegen, wenn wir immer wieder negative Umstände hätten. Zudem schätzen wir Debrunner Acifers unkompliziertes Bestellverfahren. Sobald wir anrufen, kümmern sich die Mitarbeitenden hilfsbereit um unser Anliegen und finden umgehend eine Lösung.